VOLKSHAUS RÖHLINGHAUSEN
Öffentliche Begegnungsstätte

 

Geschichte des Volkshauses

 

Die Zeitleiste zeigt, dass das Volkshaus Röhlinghausen baulich drei Phasen erlebt hat.

 

Das Volkshaus von 1923 bis 1943

 

20 Jahre, von 1923 bis 1943, war das Volkshaus eine Einrichtung der Gemeinde, über deren inhaltliche Ausgestaltung und programmatische Arbeit nur noch wenig Einzelheiten bekannt sind.

 

Das Volkshaus war aus der umgebauten ehemaligen Scheune des Stratmann'schen Hofes entstanden. Im Untergeschoss befand sich ein Wirtschaftsraum mit zwei durch Schiebetüren verbundenen Gesellschaftszimmern und ein Vortragssaal, der rd. 150 Personen aufnehmen konnte.

 

Er diente sowohl als Gastwirtschaft als auch für Veranstaltungen der Jugendpflege. Kernstück war ein 12 x 26 m großer Saal mit Bühne, der Turn- und Gesellschaftszwecken diente. Dieser Turn- und Festsaal wurde auch zu den Kinovorführungen im Rahmen der Jugendpflege genutzt. An der Südseite des Saales war eine Kegelbahn angebaut. Aus einem Teil der früheren Wagenremise wurde eine Badeeinrichtung mit acht Duschen und zwei Badewannen geschaffen.
Im zweiten Stockwerk lagen zwei Bibliotheksräume und fünf Wohnräume des Wirts, im dritten Stockwerk drei große Jugendpflegeräume. Im Westen war ein großer Konzertgarten vorgelagert. Das ganze wurde durch den vorhandenen Sportplatz abgerundet.

 

Das Gebäude, 1933 in "Göbbelshaus" umbenannt, wurde 1943 durch einen Bombenangriff zerstört.

 

Das Volkshaus von 1960 bis 1990


Über das 1960 eröffnete "Zweite Volkshaus", das rund 30 Jahre in Betrieb war, ist hingegen verhältnismäßig viel bekannt, gibt es doch zahlreiche Zeitzeugen jener Epoche. Lange Jahre war es die herausragende Veranstaltungsstätte der Stadt Wanne-Eickel, in der vom traditionellen Abschlussball der Tanzschule Diel bis zum Beat-Festival der 60er-Jahre eine breite Palette von Veranstaltungen stattfand. Insbesondere in den 60er-Jahren war das Volkshaus als Veranstaltungsort für Beat- und Rockkonzerte sehr gefragt. Fast alle einheimischen bekannteren Gruppen wie Starlets, Roadrunners, Nightbirds und Ricky and the Countains begeisterten die meist jugendlichen Anhänger. Legendär auch der Auftritt der Hamburger Topband "The Rattles" mit Achim Reichel als Bandleader.
In den 70er- und 80er-Jahren geriet das Volkshaus zunehmend unter stärkeren Konkurrenzdruck anderer Einrichtungen, die Nutzung war rückläufig.


So entstanden zwangsläufig Überlegungen, wie das Haus effektiver genutzt werden könne. Vor allem in Röhlinghausen selbst, und da insbesondere bei der örtlichen SPD, entstand der Gedanke, das Volkshaus zu einer öffentlichen Begegnungsstätte umzugestalten. Ziel war es, vor allen Dingen eine Nutzung unter der Woche zu erreichen und über eine eigene Programmarbeit Akzente im Stadtteil zu setzen.

 

Das Volkshaus ab 1994


Das damalige Ringen um die geeignete Form der Trägerschaft und Konzeption des Hauses trägt heute Früchte. Die Stadt Herne hatte sich immer dafür ausgesprochen, einen eigenen Trägerverein zu gründen und das Haus nicht in unmittelbarer städtischer Trägerschaft zu führen. Es sah lange so aus, als würden diese Pläne nicht realisiert werden können. Die verständlichen Vorbehalte vieler ortsansässiger Vereine, sich auf ein derartiges finanzielles Risiko einzulassen, konnten erst nach zähem Ringen überwunden werden.

 

Stadträtin Dr. Dagmar Goch war es unter anderem, die den Gedanken entwickelte, insbesondere die örtlichen Sportvereine in die Verantwortung zu nehmen. Auch innerhalb der Stadtverwaltung wurde das Sport- und Bäderamt federführend mit der Umsetzung der Konzeption beauftragt. Verlässlicher Partner, sach- und fachkundiger Ratgeber und "Motor" in der Planungs- und Gründungsphase war vor allem auch der Stadtsportbund Herne. Lothar Sommer und sein Nachfolger als Vorsitzender, Jürgen Cokelc, waren maßgeblich an der Gründung des Vereins zur Förderung der Stadtteilarbeit Röhlinghausen, im Volksmund "Trägerverein Volkshaus" genannt. Ein Mann der ersten Stunde ist auch der langjährige Vorsitzende des Trägervereins, Günter Varney. Engagiert und hartnäckig für das Haus werbend, hat er es geschafft, auch Skeptiker des Volkshauses für das Modell Volkshaus zu gewinnen. Vereine bilden einen Verein, der ein Haus trägt, das für die Bevölkerung eines Stadtteils der Treffpunkt, die öffentliche Begegnungsstätte, wird.


Der Umbau des Hauses selbst erforderte 6,280 Mio.DM, die durch eine Landeszuwendung in Höhe von 3,251 Mio.DM und Finanzierungsmittel der Stadt Herne in Höhe von 3,029 Mio.DM getragen wurden.
Baulich wurde das Volkshaus gegenüber dem in den 60er-Jahren errichteten nur unwesentlich verändert. Ziel war es vor allem, die Multifunktionalität der Einrichtung zu erhöhen. So wurde der große Saal geringfügig verkleinert, ist aber nunmehr in unterschiedlichen Größen teilbar. Darüber hinaus wurden weitere Nebenräume wie Umkleide- und Duschmöglichkeiten geschaffen, die Gaststätte modernisiert und auch die Technik der Lüftung und der Heizungsanlage auf den neuesten Stand gebracht.

Was sich im Wesentlichen veränderte, war die Konzeption des Hauses. Das nunmehr als öffentliche Begegnungsstätte geführte Haus hat seine Schwerpunkte im Freizeitsportbereich, im gesundheitlich-sozialen Bereich und im kulturellen Bereich. Insbesondere durch die Einbeziehung von Freizeitsport ist eine wesentlich intensivere Nutzung des Hauses unter der Woche erreicht worden. Spezielle Angebote für besondere Zielgruppen wie Hausfrauen, Senioren, Schichtarbeiter etc. wurden von der Bevölkerung gerne angenommen.

Darüber hinaus steht die Begegnungsstätte auch den Vereinen, dem SSB und anderen Gruppen, aber auch Privaten, als Versammlungs- und Tagungsraum zur Verfügung.
Außerdem gehören viele kulturelle Veranstaltungen zum Nutzungskonzept. Viele dieser Veranstaltungen gehen von der Bedeutung über den unmittelbaren lokalen Bereich hinaus. Aber insbesondere hat die stadtteilorientierte Kulturarbeit im Volkshaus ein neues "öffentliches Zuhause" gefunden.

 

 

Vereinsgeschichte

 
In den 80er-Jahren wurde in Nordrhein-Westfalen im Ministerium für Stadtentwicklung ein Modell zur Errichtung Öffentlicher Begegnungsstätten entwickelt. Sicher etwas, was vor 30 oder 40 Jahren kaum denkbar gewesen wäre. Gab es damals doch noch viele Gebiete, Räume und Bereiche in denen sich Menschen öffentlich trafen und begegneten, sei es in einem der vielen Festsäle im Stadtteil, beim Flanieren am Sonntagnachmittag im Stadtzentrum oder mit Tausenden von Gleichgesinnten beim Lokalderby auf dem Fußballplatz.

Kaum vorstellbar für viele, die diese noch gar nicht so weit zurückliegenden Zeiten nicht mehr selbst erlebt haben. Insbesondere mit der Einführung des Fernsehens veränderte sich die Welt und das Verhalten der Menschen. Heute kommen Computer und andere multimediale Alltagsgegenstände dazu. Das Maß der Vereinsamung hat deutlich zugenommen. Staatliche Stellen müssen sich bemühen, die Menschen in Stadtteilen wieder zusammenzuführen, Begegnungen zu ermöglichen.

Das ist Ausgangsszenario. Es entstand die Idee, dass allmählich in einen Dornröschenschlaf verfallende Volkshaus in Röhlinghausen zu beleben, es zu einer Öffentlichen Begegnungsstätte umzufunktionieren.

Das Haus sollte im sportlichen, gesundheitlich-sozialen und sozio-kulturellen Bereich genutzt werden. Eine solche Nutzung entsprach dem Trend in der Sportentwicklung (Sport in alternativen Räumen mit geselligem Aspekt), als auch dem sozialen Trend einer stärkeren Stadtteilorientierung mit mehr Bürgernähe und Bürgerkommunikation.
Insbesondere die örtliche SPD machte sich für eine solche Umgestaltung des Hauses stark. Die Idee fiel aber auch innerhalb der Verwaltung bei der damaligen Sportdezernentin, Ilse Stiewitt, und ihren Mitarbeitern auf fruchtbaren Boden. In den nächsten Jahren wurde die Idee einer Öffentlichen Begegnungsstätte Volkshaus Röhlinghausen weiter konkretisiert. Insbesondere Dr. Peter Rummelt, der ein Nutzungskonzept für das Haus entwickelte, die neue Sportdezernentin Dr. Dagmar Goch, Sportamtsleiter Reinhard Michalak, Lothar Sommer und Jürgen Cokelc vom Stadtsportbund warben für ein Konzept, das die Errichtung eines Trägervereins, in dem Sportvereine wiederum das Rückgrat bilden, vorsah. Es dauerte Jahre, bis ein klares, tragbares Konzept gefunden werden konnte. Es setzte sich die Erkenntnis durch, dass ohne eine hauptamtliche Kraft im Hause ein Funktionieren der Konzeption nicht zu erreichen war. Insbesondere beim Turnverein Wanne 1885 e. V. fand die Idee viele Befürworter. In dieser Phase war es insbesondere Günter Varney, später auch 1. Vorsitzender des Vereins, der andere mitriss. Schließlich bildeten drei Sportvereine und der Stadtsportbund Herne e. V. den Kern der Gründungsmitglieder des Trägervereins.

Die Vereinssatzung konnte letztlich am 25.10.1994 unterzeichnet werden.